Ungenügendes Benutzererlebnis von Webauftritten trotz steigender Online Nachfrage
15. Oktober 2021Unternehmen investieren zu wenig in ihre digitalen Services und ihren Webauftritt, obwohl der Digital und Online Traffic seit Corona-Ausbruch rasant steigt. Wenige profitieren von den erhöhten Webseitenbesuchen, das Benutzererlebnis ist ungenügend und die Besucher springen frühzeitig ab. Nicht mal eine Minute beträgt die Verweildauer auf einer Webseite. Das hinterlegt der Digital Experience Report von Contentsquare, einem global agierenden Online Analytics Leader.
Das Benutzererlebnis geht dem Inhalt vor
Auf ansprechenden Webauftritten verweilen Online Besucher länger, den der erste Eindruck zählt bekanntlich. Die Absprungrate ist ein Kernindiz, wie Suchmaschinen die Relevanz von Webseiten bewerten und damit im Netz rangieren. Webseiten, die auf Anhieb nicht gefallen, weisen viel höhere Absprungraten auf, obwohl ihre Inhalte für den Besucher womöglich von hoher Relevanz sind. Ein schlechtes Benutzererlebnis kann so die Performance des eigenen Webauftritts in einen Teufelskreis bringen. Besucher springen ab, die Webseite wird im Netz schlechter gefunden und potentielle Interessenten und Kunden landen bei der Konkurrenz.
Digitales Benutzererlebnis gewinnt an Bedeutung
Die Pandemie hat den digitalen Wandel in aller Hinsicht beschleunigt. Der Arbeitsplatz digitalisiert sich, Freundschaften werden digital gepflegt, der Einkauf im Netz vorgenommen und die Freizeit vermehrt am Computer oder Smartphone verbracht. Dies führte zu einem Digital und Online Traffic Zuwachs von 25% seit März 2020, Tendenz weiterhin steigend. Der Mensch ist visuell geprägt und sucht sich den einfachsten Weg, um an sein Ziel zu gelangen. In der digitalen Welt entspricht das einem herausragenden Benutzererlebnis und einer sinnvollen Benutzerführung, welche beim Webauftritt besonders zur Geltung kommt.
Störfaktoren für das Benutzererlebnis
Das Benutzererlebnis kann stets optimiert werden. In der Webentwicklung spricht man daher vom Growth-Driven Webdesign, dem Ansatz der kontinuierlichen Verbesserung des Webauftritts. Viele Faktoren und Kompromisse spielen sich auf ein gutes Benutzererlebnis aus, die Empfehlungen und Guidelines sind nicht immer eindeutig. Dennoch haben wir die grundlegenden Störfaktoren zusammengefasst, welche das Benutzererlebnis wesentlich beeinträchtigen und welche jede Webagentur heute selbstverständlich beseitigen sollte.
1. Lange Ladezeiten
Lange Ladezeiten fallen den Seitenbesuchern als erstes auf. Die ersten Inhalte sollten in Bruchteilen einer Sekunde erscheinen und die komplette Website innerhalb zwei Sekunden geladen sein. Ist die Ladegeschwindigkeit nicht optimiert, können User bereits abspringen, bevor ihnen die Webseite überhaupt angezeigt wurde.
2. Schlechtes Design
Das Webdesign ist der erste Eindruck, den man von einer Webseite kriegt und gut designte Webauftritte wirken einfach professionell. Das Grundprinzip von modernen Websites und einem guten Benutzererlebnis ist die Einfachheit. Die Inhalte dürfen nicht überladen sein, Layout, Bildwelt, Farbgebung und Schriftarten sollen schlicht daherkommen und einfach konsumierbar sein.
3. Konfuse Benutzerführung
Eine gute Benutzerführung bedeutet, dass die Inhalte einen roten Faden aufweisen und der User stets weiss wo er sich befindet und wie er sich durch die Webseite navigieren kann. Zwei Regeln sollten dabei beachtet werden, dass alle Inhalte in möglichst wenig und maximal drei Klicks zugänglich sind, sowie dass pro Ansicht immer nur ein primärer Button oder Call-to-Action angezeigt wird. Eine komplexe Seitenstruktur und zu viele Möglichkeiten überfordern die User und verstossen gegen das Prinzip der Einfachheit.
4. Redundante Inhalte
Früher galt es die Inhalte und besonders die Services über möglichst viele Seiten im Webauftritt zu wiederholen, damit die Besucher stets darauf aufmerksam gemacht werden. Über gleiche Dinge in ähnlicher Form zu lesen ist ärgerlich, raubt den Usern unnötig die Zeit und spricht definitiv nicht für ein gutes Benutzererlebnis. Die Suchmaschinen werden auch immer intelligenter und erkennen, ob Inhalte unnötig wiederholt werden und können die Relevanz einer Webseite dadurch abwerten.
5. Länge der Inhalte
Die Aufmerksamkeitsspanne im Netz nimmt stetig ab, deshalb sind auch soziale Medien sehr beliebt, da in kurzen Posts viele Informationen schnell aufgenommen werden. Längere Inhalte werden nicht gelesen, sondern überflogen, um an die gesuchte Information zu gelangen. Wenn eine Website lange Texte und viele Inhalte enthalten und die Besucher diese nur kurz konsumieren, kann das einfach gemessen werden und wird als schlechtes Benutzererlebnis eingestuft, was sich auch auf die Onlinepräsenz auswirkt. Heatmap Online Tools eignen sich bestens, um zu erkennen welche Inhalte von Usern nur überflogen werden.
6. Lästige Popups
Automatische Popups fallen immer auf und können die Besucher zu gewünschten Handlungen bewegen, wie bspw. sich auf den Newsletter zu abonnieren oder einen Rabattgutschein einzulösen. Allerdings werden Popups gemäss der Digital Experience Studie von Contentsquare als einer der grössten Störfaktoren angegeben. Ein sehr gutes Benutzererlebnis ist allerdings, wenn relevante Popups an passender Stelle zum richtigen Zeitpunkt erscheinen und dem User quasi die Gedanken lesen, wann er bereit ist eine Handlung auszuführen.
7. Responsive ist ein muss
Online Auftritte werden heute zu 64% über Mobile Geräte aufgefunden. Die Absprungrate ist auf mobilen Geräten meist etwas höher als auf Desktop-Browsern, was für ein schlechteres Benutzererlebnis auf mobilen Endgeräten spricht. Oftmals kommt es auch vor, dass gute Websites unterwegs auf dem Smartphone entdeckt werden, aber erst zu Hause auf dem Desktoprechner tiefgründiger konsumiert werden. Deshalb ist eine responsive Webseite heute ein must-have, die Inhalte müssen auf allen Geräten passend daherkommen.
Die Investition in den Webauftritt lohnt sich
Der Digital Experience Report belegt eine Verschlechterung des Benutzererlebnisses zum Vorjahr:
- Die Durchschnittlich verbrachte Zeit auf einer Webseite hat um 8 Sekunden abgenommen. Die Verweildauer auf einer Webseite liegt knapp unter einer Minute und rund die Hälfte der Inhalte bleiben ungesehen.
- Die Konversion sagt aus, wie viele Seitenbesucher eine vom Unternehmen gewünschte Handlung auf der Webseite ausführen, bspw. in Kontakt treten oder einen Kauf vornehmen. Diese ist im Schnitt auch leicht gesunken und liegt knapp über 2%. Das bedeutet, dass potentielle Kunden rund 25 Webseiten im Vorfeld besuchen bis sie die erwünschte Handlung vornehmen.
Diese Auswertung kann eindeutig interpretiert werden, dass die Unternehmen ungenügend mit der Digitalen Transformation und steigenden Seitenbesuchen ihre Digitalen Services und Webauftritte weiterentwickeln. Das Potential, welches durch die Pandemie auf die Digitale und Online Welt verschoben ist, bleibt ungenutzt.